Ein kleiner Junge mit schwarzen Haaren stand einsam im Garten eines großen Anwesens im altjapanischen Stil. Immer wieder trat er gegen einen Ball, den er damit gegen einen großen Baum kickte. Der Ball prallte ab und rollte wieder zum Jungen zurück, der wieder dagegen trat...
Ein älterer Mann kam herbei und rief den Jungen zu sich. Neugierig hörte der Junge auf den Ruf und als er seinem Vater gegenüber stand, sah er, dass ebenjener nicht allein war. Ein anderer Junge, wesentlich älter, war auch dabei. Der Kleine schaute leicht verunsichert drein.
Mann: Toshiro, ich möchte dir jemanden vorstellen. Das hier ist Kojima Ryo. Er ist der zukünftige Träger des Wolkenringes. Sieh zu, dass du dich mit ihm gut verstehst, ja?
Toshiro: *leicht nickt* Ist gut...
Ryo: *tritt ein Stück vor* *verneigt sich kurz* Ich bin Kojima Ryo. Es freut mich, deine Bekanntschaft zu machen, Nakatsukasa-kun *lächelt*
Toshiro: *wird leicht rot* *nickt wieder* J-Ja... mich auch... Ko-Kojima-san...
Mann: *die Situation belächelt* Dann lernt euch mal besser kennen. Ich muss wieder zurück.
Und mit diesen Worten verschwand der Mann wieder, ließ die beiden Kinder allein im Garten zurück. Toshiro blickte verlegen zu Boden. Er hatte nicht die geringste Ahnung, was er hätte sagen können. Wie alt war denn dieser andere Junge? Sicher ein geraumes Stück älter. Vermutlich ging der andere schon längst zur Schule. Für Toshiro wäre das erst in gut einem halben Jahr der Fall.
Er wurde jäh aus seinen Gedanken gerissen und schaute sichtlich überrascht drein, als er Ryos Gesicht unmittelbar vor seinem sah. Der Ältere hatte sich einfach vorgebeugt, lächelte ihn munter an.
Ryo: Du gehörst wohl zur schüchternen Sorte, was, Nakatsukasa-kun? Du brauchst keine Angst vor mir zu haben. Ich tu dir nichts.
Toshiro: *knallrot wird* *leicht nickt* J-Ja... entschuldige... u//u
Ryo: *leise lacht* Wofür entschuldigst du dich denn? Ist doch schon okay^^ *wuschelt Toshiro durch die Haare* Weißt du, wie wäre es, wenn wir zusammen was spielen? Du hast doch eben mit dem Ball gespielt, oder? Wollen wir vielleicht zusammen damit spielen?
Toshiro: *aufschaut* Zusammen... spielen? *funkelnde Augen bekommt* Au ja!
Gemeinsam fingen die beiden Jungen an, zu spielen, kickten sich dabei gegenseitig immer den Ball zu. Toshiros Lachen war dabei durch den ganzen Garten zu hören. Es war nicht schwer, zu erkennen, wie viel Spaß der Junge daran hatte, endlich einen Spielgefährten zu haben. Umso trauriger fand er es, als Ryo am Abend schon wieder gehen musste. Wäre es nach Toshiro gegangen, so hätte Ryo am liebsten für immer bleiben können.
Toshiro: *zupft an Ryos Ärmel* Sehen wir uns denn noch mal wieder? qq
Ryo: *lächelt* Natürlich
Toshiro: Wann denn?
Ryo: Hm~ wann immer du willst?
Toshiro: Dann... dann... kommst du morgen wieder?
Ryo: *verdutzt schaut* *dann aber wieder lächelt* Ich hab Schule, Nakatsukasa-kun... Und ich wohne weit weg... Aber ich werde versuchen, sooft es geht, herzukommen, ja?
Toshiro: Versprochen? *Hand hebt*
Ryo: *den kleinen Finger mit Toshiros kreuzt* Versprochen!
Und dieses Versprechen hielt Ryo so gut er konnte. Wann immer er genug Taschengeld für eine Zugfahrt angespart hatte, saß er im Zug von Niigata nach Tokyo, besuchte übers Wochenende Toshiro, wo er mit dem Jüngeren spielte und rumalberte, oder diesem zuhörte, wenn er von der Schule berichtete. Es war ein großer Altersunterschied, der zwischen ihnen beiden herrschte, aber trotzdem war eine tiefe Freundschaft zwischen ihnen entstanden und Toshiro freute sich jedes Mal aufs Neue, wenn er erfuhr, dass Ryo kam. Die Vorstellung, dass sie beide eines Tages Wächter sein und gemeinsam die Welt vor dem Übel bewahren würden, war für Toshiro einer der schönsten Gedanken geworden. Ach, wie sehr bewunderte er Ryo doch für dessen liebe und immer gutgelaunte Art, für sein cooles Auftreten und für dessen Talent mit den Tonfas. Toshiros Bewunderung war sogar so weit gegangen, dass er immer und immer wieder seine Eltern darum gebeten hatte, nach Niigata ziehen zu dürfen, damit er noch näher bei Ryo sein konnte und tatsächlich hatten sie dem eines Tages zugestimmt und Toshiro hatte schneller seine Sachen gepackt und hatte im Zug gesessen, als man hätte schauen können.
Toshiro: *überglücklich vor einem japanischen Anwesen steht* *an der Tür geklingelt hatte*
Ryo: *leicht verschlafen die Tür aufmacht* J-Ja?
Toshiro: Überraschung! *laut ruft* Lang nicht gesehen, Ryo-san *grinst*
Ryo: *überrascht schaut* Toshiro! Was... Was machst du denn hier?
Toshiro: Ich bin nach Niigata gezogen ^_^
Ryo: Nicht ernsthaft. Du wohnst jetzt auch hier? Aber... wo?
Toshiro: Bei meiner Tante und meinem Onkel und Ayumi-chan.
Ryo: *leise anfängt zu lachen* Ich fass es nicht. Der kleine Toshiro wohnt jetzt auch in Niigata... Das ist einfach unglaublich! Warte kurz, ich zieh mich schnell an, dann unternehmen wir zusammen was, ok?
Toshiro: *nickt* Okay!
Schnell wie der Wind hatte sich Ryo vernünftige Straßenkleidung angezogen und stand wieder vor der Tür, machte sich direkt mit Toshiro auf den Weg in die Stadt. Man sah es beiden an, wie sehr sie sich freuten, nun in derselben Stadt zu wohnen und sich öfter sehen zu können. Zur Feier des Tages hatten sie gemeinsam ein Eis gegessen und Ryo hatte Toshiro alles Wichtige in Niigata gezeigt, ehe sie am Abend wieder getrennte Wege gehen mussten.
Von da an war es gar nicht mal mehr so selten gewesen, dass sie sich sahen. Wann immer die beiden nicht mit der Schule oder anderen Dingen zugange waren, verabredeten sie sich und verbrachten ihre Zeit gemeinsam in der Stadt. Toshiro hatte es zwar ein wenig schade gefunden, dass er nie Ryos Haus von innen zu sehen bekam, da Ryo ihn immer spätestens an der Haustür abfing, aber für Toshiro war es auch schon genug, solange er nur etwas Zeit mit Ryo verbringen konnte. Zwar hatte er sich auch sehr schnell mit seinem Nachbarn, einem Jungen namens Toyama Haruto angefreundet, aber für Toshiro war Ryo immer noch sein engster und wertvollster Freund.
Diese wunderbare Idylle endete für Toshiro jedoch eines Tages abrupt. Er hatte gerade auf seinem Bett gelegen und Hausaufgaben gemacht, als es an seiner Zimmertür klopfte. Etwas irritiert, weil er doch keinen Besuch erwartete, bat er den unbekannten Gast herein, stockte, als er sah, dass es Ryo war. Sofort saß Toshiro aufrecht. Ryo war noch nie bei ihm zuhause gewesen - zumindest nicht in Niigata -, geschweige denn in seinem Zimmer und irgendwie machte es Toshiro etwas nervös. Aber er sah auch, dass Ryo entgegen seiner üblichen Art, ziemlich niedergeschlagen wirkte.
Toshiro: Ryo-san... Ist etwas passiert?
Ryo: *setzt sich neben Toshiro aufs Bett* Kann man so sagen...
Toshiro: *rückt etwas näher zu ihm* Was denn? *besorgt fragt*
Ryo: *sieht Toshiro bedrückt an* Ich bin nicht mehr länger Träger des Wolkenringes.
Toshiro: *einen Moment lang nicht reagiert* ... Was?
Ryo: *leise seufzt* Mein Vater hat mir heute den Wolkenring weggenommen....
Toshiro: Aber... aber... wieso?
Ryo: *zuckt mit den Schultern* Offensichtlich hält man es für klüger, wenn die Wächter im gleichen Alter sind und da fall ich wohl aus der Reihe.
Toshiro: Aber... das geht nicht! Wer soll denn dann der neue Wolkenwächter werden?
Ryo: Es ist mein kleiner Bruder, Rei. Er ist nur 3 Jahre älter als du...
Toshiro: Nngh, ob 3 Jahre oder 9. Als ob das wirklich so ein Unterschied macht! Ich will kein Ringträger sein, wenn du nicht für mich da bist.
Ryo: Aber Toshiro... Ich werd dich doch jetzt nicht allein lassen, nur weil ich keinen Ring mehr habe...
Toshiro: Das ist mir egal. Ich will dich als meinen Wolkenwächter. Dich und niemand sonst. Auch deinen Bruder nicht. Nur dich!
Ryo: *seufzt* Toshiro... Ich kann nichts daran ändern. Solche Entscheidungen sind absolut.
Toshiro: *schluchzt* Aber... Ryo-san... Du verstehst nicht. Erst bist du noch da und wir verbringen Zeit zusammen, aber dann kommen diese ganzen Verpflichtungen als Wächter und dann verbringt man viel mehr Zeit mit den anderen Wächtern und am Ende hat man gar keine Zeit mehr für andere Dinge außer diesen Ringen. Aber ich will das nicht. Ryo-san, ich will nicht, dass uns irgendwas trennt. Ich liebe dich doch!
Ryo: *stockt* Du... Was?
Toshiro: *knallrot wird* *abermals schluchzt* Ich... Ich hab mich in dich verliebt und... und darum will ich dich nicht verlieren, Ryo-san. Bitte, bleib bei mir...
Ryo: *noch immer etwas verwirrt ist* *Toshiro aber zu sich zieht* Ich werd dich nicht allein lassen. Nie!
Toshiro: *sich an Ryo klammert* Aber ohne Ring...
Ryo: *lächelt leicht* Toshiro... Ich muss meinen Vater doch nur davon überzeugen, dass ich doch als Wächter besser geeignet bin, als mein Bruder. Das wird schon irgendwie hinhauen...
Toshiro: *sieht Ryo unsicher an* Und wenn nicht?
Ryo: *sein Blick sich leicht verfinstert* Tja... Wie schwer mag es wohl sein, fähige Wächter zu finden?
Toshiro: Ryo-san, ich... ich versteh nicht...
Ryo: Toshiro... *legt ihm eine Hand an die Wange* Wenn ich den Ring nicht so bekomme, dann werd ich ihn mir eben einfach nehmen. Ihn und die anderen Ringe auch und dann werden wir uns selbst unsere Wächter aussuchen... Okay?
Toshiro: *leicht strahlt* O-Okay! *lächelt*
Ryo: *das Lächeln erwidert* Ich werd dich schon nicht allein lassen, Toshiro. Keine Sorge...
Toshiro: *nickt* Natürlich... *kommt Ryo zaghaft näher* Ich würde alles tun, damit du bei mir bleibst, Ryo-san...
Ryo: Das freut mich, Toshiro... *zieht Toshiros Kopf sanft näher und küsst ihn*
Mit einem leisen Murren wachte Toshiro auf. Um ihn herum war es dunkel, was ihm verriet, dass es wohl noch mitten in der Nacht war. Ein Blick auf die Uhr bestätigte ihm diesen Verdacht. In Gedanken hing er noch an seinem Traum. Wie merkwürdig, dass er nach so langer Zeit wieder von sich und Ryo geträumt hatte. Alte Erinnerungen, die wieder hochgekommen waren. Warum nur?
Toshiro schielte zur anderen Seite des Bettes, stellte etwas missmutig fest, dass sie leer war. Nicht nur leer. Sie schien nicht einmal diese Nacht schon benutzt worden zu sein. Toshiro seufzte leise und stand dann auf. Er fröstelte kurz, als seine nackten Füße den kalten Boden berührten, doch er ließ sich davon nicht beirren, sondern glitt weiter aus dem Bett und schließlich sogar aus dem Schlafzimmer.
Im Wohnzimmer wurde er dann fündig, sah den ihm so vertrauten Mann auf dem Sofa sitzen, in ein Buch vertieft. Ohne ein Wort ließ sich Toshiro neben Ryo aufs Sofa fallen, kuschelte sich direkt an diesen. Dabei stellte er auch fest, dass das Buch, welches Ryo betrachtete, ein altes Fotoalbum war, anscheinend von Ryo, denn es zeigte in erster Linie Fotos der Familie Kojima, aber auch Fotos von Ryo und ihm selbst.
Ryo: *den Blick nicht abwendet* Schlecht geträumt?
Toshiro: *schnaubt* Ich bin doch kein kleines Kind mehr... *sich noch etwas näher kuschelt* Ich bin einfach so wieder aufgewacht...
Ryo: *lächelt leicht* Aha? Und statt sich wieder hinzulegen, willst du lieber hier rumlungern?
Toshiro: *grinst leicht* Ich würd wieder schlafen gehen, wenn du auch kommen würdest~
Ryo: *kichert leise* *wuschelt Toshiro durchs Haar* Was für gefährliche Worte für einen so jungen Mund...
Toshiro: *zieht einen leichten Schmollmund* Sagt der, der sowieso nichts mit mir anstellt außer ein paar Küsse...
Ryo: Ich mach mich strafbar, würde ich mehr wagen.
Toshiro: Weil es auch so wenig gibt, für das du sonst schon vor Gericht landen könntest... -3-
Ryo: *seufzt leise* *lächelt Toshiro an* Wie oft denn noch, Toshiro? Sobald du alt genug bist, werd ich dich auf jede Art und Weise zufrieden stellen, die du dir vorstellen könntest. Aber bis dahin... *beugt sich vor und gibt ihm einen Stirnkuss* Musst du dich in Geduld üben...
Toshiro: *verzieht leicht das Gesicht* Geduld ist wirklich schwer, wenn man in der Pubertät ist...
Ryo: *leicht lacht* Wenn man erwachsen ist, ist es auch nicht einfacher. Glaub nicht, du seist der Einzige, der gern wollte, ja?
Toshiro: *errötet* W-Weiß ich doch...
Ryo: Dann ist ja gut...
Toshiro: *schaut Ryo an* Wann werden wir eigentlich nach Niigata zurückkehren?
Ryo: Hmmm... *betrachtet ausgiebig ein altes Foto von sich und Rei* *lächelt dann breit* Bald, Toshiro, bald...
