Im Baseball-Stadion herrschte teils ausgelassene, teils gespannte Stimmung. Gerade begann das Spiel von Shinjis Mannschaft und dementsprechend laut waren die Rufe des Anfeuerns für die Schüler der Seijo-High, war für diese das doch so etwas wie ein Heimspiel. Shinji selbst nahm auch hochkonzentriert seine Position ein, ließ sich von nichts ablenken. Das hier war das wohl wichtigste Turnier in seiner Schullaufbahn. Um nichts wollte er daher den Sieg missen. Von der Situation auf den Tribünen hatte er darum noch gar nichts mitbekommen.
Dort saßen Rei und Anna auf ihren Sitzen und schauten auf das Spielfeld hinab. Anna ließ den Blick aber regelmäßig über die Sitzreihen schweifen, schien nach wie vor etwas verängstigt zu sein. Rei hingegen saß etwas lockerer da, aber innerlich ging es ihm ganz anders. Er war nicht weniger aufgeschreckt, fragte sich, was „Nightmare“ plante und wo Kazuo so plötzlich hin verschwunden war. Aber eine Antwort ergab sich für ihn einfach nicht.
Chloe: *läuft gerade einen der Hauptgänge entlang* //Eh?// Kazuo?
Kazuo: *fast an ihm vorbei gerannt wäre* Chloe!
Chloe: Was ist los?
Kazuo: Das musst du noch fragen? „Nightmare“ ist los!
Chloe: Ja, ich weiß, Damian soll sich um eine Evakuierung des Stadions kümmern...
Kazuo: Evakuierung? Woher...
Chloe: *Stockt* Du weißt etwas?
Kazuo: Du etwa?
Chloe: Wir haben den Tipp bekommen, dass es einen Anschlag auf das Stadion geben wird. Zaira will alles evakuieren.
Kazuo: Evakuieren. Das ist gut... Chloe, „Nightmare“ will das Stadion in die Luft jagen!
Chloe: W-Was?
Kazuo: Bomben. Es gibt drei Stützpfeiler und wenn die zerstört werden, dann stürzt hier alles ein.
Chloe: Woher...?
Kazuo: Tut doch nichts zur Sache. Masashi ist gerade bei der Säule auf der anderen Seite, irgendwo zwischen Tribünen E und F. Ich bin grad unterwegs zu der zwischen B und C.
Chloe: Und die dritte wäre wo?
Kazuo: Mittig von Tribüne D, gegenüber vom Eingang.
Chloe: *nickt* Okay... ich werd die letzte übernehmen und Zaira Bescheid geben.
Kazuo: Geht klar. Danke, Chloe! *einfach wieder losstürmt*
Chloe: *ihm nachschaut* Nichts zu danken... *langsam sagt*
Einen Moment lang runzelte Chloe noch die Stirn, dann lief er aber los zu der letzten freien Säule, um dort nach dem rechten zu sehen. Währenddessen hatte er sein Funkgerät geschnappt und so Zaira über den Stand der Dinge informiert.
Zaira hatte allem stumm zugehört, ehe sie mit einem Fluchen das Funkgerät beiseite warf und schließlich mit dem Minibus losfuhr, auf dem schnellsten Weg zum Stadion. Robin saß einfach nur stumm auf der Rückbank, musterte Zaira ausdruckslos. Unterwegs begann Zairas Handy zu klingeln. Genervt murmelte sie ein paar Beleidigungen, ehe sie die Freisprechanlage betätigte und den Anruf annahm.
Ryo: Und? Schon auf dem Weg zum Stadion?
Zaira: Kojima!
Ryo: Wenn du dich nicht beeilst sterben noch viele Menschen
Zaira: Du Bastard! Was für einen Sinn hat das alles?
Ryo: *lacht* Das erfährst du noch früh genug *legt einfach auf*
Zaira: Argh! *haut wütend auf das Lenkrad* Du Arschloch! Wenn ich dich in die Finger kriege, Kojima, bist du fällig *knurrt*
Währenddessen erreichte Kazuo seinen Pfeiler, kam direkt zum Halt. Dort direkt an der Säule stand niemand anderes als Daisuke, blickte locker und gehässig zu dem Blonden, schenkte ihm ein amüsiertes Grinsen.
Daisuke: So sieht man sich also wieder, Kazuo-kun
Kazuo: *finster blickt* Kamen... Was soll der Scheiß?
Daisuke: *zuckt mit den Schultern* Das musst du schon den Boss fragen, wenn du es wissen willst. Ich mach hier nur mit, weil es Spaß macht, Chaos zu stiften
Kazuo: Menschen werden sterben! Das ist weder Chaos noch Spaß!
Daisuke: Und was willst du dagegen machen? Ich war gerade dabei eine Bombe zu montieren. Dein hübsches Dynamit, das du beim letzten Mal verwendet hast, wird dir hier nichts nützen. *grinst etwas breiter* Es sei denn, du willst es auf eine Explosion ankommen lassen
Kazuo: *verengt die Augen* Dann werde ich eben etwas anderes finden müssen, um dich fertig zu machen
Daisuke: *lacht leise* Das glaubst du doch selbst nicht! Aber gut... *blickt auf seine Armbanduhr* Ich hab noch ein wenig Zeit. Warum lassen wir es nicht auf einen Faustkampf ankommen, wie echte Männer? Vielleicht hast du dann ja eine kleine Chance
Kazuo: Tse, ich werd dir schon zeigen, was ich drauf habe!
Und ohne groß weiter abzuwarten stürmte Kazuo auch schon auf Daisuke zu, versuchte sich prompt an einem rechten Haken. Daisuke fing diesen gekonnt mit seiner Rechten ab, hatte dabei einfach Kazuos Faust gepackt und riss den Jungen daran an sich vorbei, nur um im richtigen Moment das Bein zu heben und Kazuo dabei das Knie in den Magen zu rammen. Kazuo gab einen dumpfen Laut von sich, ehe er zu Boden stürzte, nur um augenblicklich noch einen Tritt von Daisuke abzubekommen, der ihn ein Stück weit über den Boden schlittern ließ. Kazuo schnappte nach Luft, versuchte so schnell wie möglich wieder aufzustehen, auch wenn er dabei etwas taumelte. Daisuke blickte ihn unbeeindruckt an.
Einen Moment lang tat Kazuo nichts, wägte seine weiteren Chancen ab. Daisuke hatte gerade bewiesen, dass er sich nicht nur auf seine Zielsucher verließ. Nein, der Kerl konnte auch so kämpfen. Und Kazuo musste zugeben, dass sein Gegner vermutlich besser zu kämpfen wusste, als er selbst, dessen Erfahrungen eigentlich nur aus sinnlosen Prügeleien und ein wenig ernsthaftes Training bestanden. Wenn der Kampf so weiter ging, wie er gerade angefangen hatte, dann war es nur eine Frage der Zeit, bis Kazuo fällig war und verloren hatte.
Ein kleines Lächeln schlich sich auf seine Lippen. Zeit... Masashi war an dem einen Pfeiler, Chloe an dem anderen, eine Evakuierung wurde beordert. Es ging hier nur um Zeit. Zeit, bis die Bombe montiert und gezündet wurde. Und wenn vorher alles von den Anderen geregelt wurde, dann war das genau richtig. Kazuo musste nur auf Zeit spielen. Und das hieß, dass er nur lang genug durchhalten musste. Und mit diesem Gedanken stürmte er erneut auf Daisuke los, startete seinen zweiten Versuch, anzugreifen.
Masashi derweil war ebenfalls bei seiner Säule angekommen. Sein Blick fuhr die nähere Umgebung ab, aber er sah niemanden hier und auch nichts, das eine Falle vermuten ließ. Also schritt er näher zu der Säule heran, fand an ihrer anderen Seite tatsächlich die Vorrichtung für eine Bombe. Masashi schloss kurz die Augen, atmete tief durch. Sein Verdacht hatte sich also bestätigt. Dann gab es wohl nur noch eins, was er tun musste. Und damit holte er ein Allzweck-Taschenmesser heraus und fing an, den Deckel der Vorrichtung vorsichtig zu lösen.
Chloe erging es nicht anders. Er war so schnell es ging zu der letzten Säule gesprintet, die ebenfalls unbewacht war. Dafür war auch hier bereits ein Zünder montiert. Chloe verengte leicht die Augen. Schnell war wieder das Funkgerät in seiner Hand und er informierte Zaira darüber, dass es tatsächlich Bomben gab. Dann schritt er zu der Vorrichtung und begann, sich mit dieser auseinander zu setzen.
In der Sporthalle der Seijo-High derweil sah es auch nicht unbedingt besser aus. Wyatt war nach seiner Kampfansage einfach wieder abgehauen und so blieb Haruto nichts anderes übrig, als zu tun, was von ihm verlangt wurde. Er kämpfte sich mit allem, was er hatte, durch das Turnier. Für ihn zählte nur der Gedanke, Ayumi wohlbehalten wiederzusehen. Und das so schnell wie möglich. Er versuchte, jeden seiner Kämpfe so schnell wie möglich mit einem Knock Out zu gewinnen, ging dabei auf alles, was seine Fäuste hergaben. Auch wenn das bedeutete, dass seine Ausdauer darunter litt. Aber es war besser, als sich Zeit zu lassen und zu riskieren, dass Ayumi damit irgendetwas zustieß. Auch wenn Aden die ganze Zeit das Gelände der Schule absuchte, in der Hoffnung, Ayumi irgendwo zu finden, doch bisher war seine Suche erfolglos gewesen und das hatte er so auch an Zaira weitergegeben. Diese hatte nur gesagt, es gab ein größeres Problem beim Stadion, weswegen niemand zur Seijo kommen konnte. Aden hatte es missmutig hingenommen, sich dann aber wieder weiter auf die Suche gemacht.
Im Stadion zurück schien für Shinjis Mannschaft alles bestens zu verlaufen. Sie waren mit ihren Punkten weit im Vorsprung gegenüber ihren Gegnern. Es versprach, ein guter Sieg zu werden und doch konnten sich weder Rei noch Anna an dem Jubel der restlichen Zuschauer beteiligen.
Anna: Ich halt das nicht mehr aus. Ich kann doch nicht einfach hier sitzen und warten! Warum sind die alle so lange weg?
Rei: Ich weiß es nicht, aber mir gefällt das auch nicht...
Anna: *kann keinen Moment lang ruhig sitzen bleiben* Gibt es denn nichts, was wir tun können?
Rei: Es tut mir Leid, das sagen zu müssen, aber ich denke nicht, dass es irgendjemandem nützen wird, wenn du dich einmischst...
Anna: Weil ich schwach bin und nicht kämpfen kann?
Rei: Ja
Anna: *den Kopf senkt* Wenn ich doch nur stärker wäre... Dann wär ich nicht so eine Last für Kazuo
Rei: Du bist keine Last für ihn. Dass du nicht bis zum Hals in all dem hier steckst, so wie wir, ist etwas, was ihm Halt gibt. Und so sollte es auch am besten bleiben.
Anna: *nickt leicht* Danke für die netten Worte...
Rei: Keine Ursache
Anna: *seufzt* Aber helfen tun sie überhaupt nicht gerade.
Rei: *blickt auf das Spielfeld* *sich überhaupt nicht auf das Spiel konzentrieren kann* Stimmt... Vielleicht sollten wir doch aufhören, hier zu warten
Anna: Eh? *verwundert aufschaut*
Rei: Wir können zumindest versuchen, einen der Anderen zu finden und zu fragen, was Sache ist.
Anna: Also bleiben wir nicht hier?
Rei: Nein. Lass uns gehen!
Mit diesen Worten stand Rei auf, doch noch im Aufstehen hatte er das Gefühl, den Boden unter den Füßen zu verlieren. Er knickte weg und im nächsten Moment spürte er, wie er klatschnass war. Der Untergrund hatte sich in Wasser verwandelt und Rei war geradewegs in jenes gefallen. Der Lärm des Baseball-Stadions war mit einem Mal weg und alles war nur noch blau. Er fühlte sich wie in der Schwebe und während er tiefer sank, sah er über sich an der Wasseroberfläche einen Steg und von jenem blickte niemand anderes als Mizuki auf ihn herab. War er wieder in ihrem Reich? Aber er war doch gar nicht eingeschlafen. Und wieso blickte sie ihn so panisch an? Rei wollte zu ihr hinauf schwimmen, doch sein Körper wollte sich einfach nicht bewegen. Und dann durch die dumpfe Taubheit des Wassers hindurch schrillte mit einem Mal klar und deutlich die verzweifelte Stimme des Mädchens.
Mizuki: Irgendetwas stimmt mit meinem Körper nicht. Rei, hilf mir!